
SMATRICS E-Mobility Talk: Bezahltrends an der Ladesäule
Beim 7. SMATRICS E-Mobility Talk standen die aktuellen Entwicklungen rund um das Bezahlen an der Ladesäule im Mittelpunkt. Mit dabei waren Hauke Hinrichs (CEO SMATRICS), Christian Peter (Director ElektroMobilitätsClub Österreich), Helmut-Klaus Schimany (Vorstandsvorsitzender Bundesverband eMobility Austria) und Stefan Woschitz (Director Fuel Sales von ORLEN Austria).
Gelebte E-Mobilität braucht Wahlfreiheit beim Bezahlen
Je mehr Bezahlmöglichkeiten an der Ladesäule, desto höher der Kommunikationsbedarf, weiß SMATRICS CEO Hauke Hinrichs: „Ich spreche mich klar für diese Wahlmöglichkeit beim Bezahlen aus. Aber wir müssen auch die Komplexität reduzieren und die Transparenz erhöhen. Denn ein Preispunkt, den man nicht vor Anfahrt der Ladesäule kennt, ist nichts wert.“
Seit März 2025 sind öffentliche Schnellladepunkte verpflichtend mit der Funktion des Direct Payment – also der Bezahlmöglichkeit direkt über Kredit- oder Bankomatkarte – auszustatten. Dies bringt weitere Flexibilität in den Markt. „Aktuell verfügt Österreich über eine sehr gut ausgebaute Ladeinfrastruktur und einen gut funktionierenden Wettbewerb. Auch der Preis wird zukünftig immer entscheidender“, so Hinrichs. SMATRICS hat bereits dieses Jahr alle neuen und bestehenden HPC-Ladepunkte mit Direct Payment Terminals aus- und umgerüstet.
Direct Payment nimmt zu
Auch Tankstellen entwickeln sich zunehmend zu Ladeinfrastruktur-Betreibern – so auch die ORLEN Austria GmbH (ehemals Doppler Energie GmbH). Neben den klassischen Zapfsäulen sind an vielen Standorten bereits Schnellladesäulen verfügbar. Kombinierte Tank- und Ladekarten sowie Direct Payment spielen besonders für Mischfuhrparks eine wichtige Rolle. „Die Kund:innen wollen so einfach wie möglich bezahlen – und diese Wahlfreiheit müssen wir bieten“, unterstreicht Stefan Woschitz, Director Fuel Sales von ORLEN Austria.
Während noch vor zwei Jahren mehr als 90 Prozent der Ladevorgänge über Ladekarten abgewickelt wurden, liege der Anteil heute bei rund 80 Prozent, Tendenz sinkend. Für Kund:innen – egal ob für Mischflotten oder Privatkund:innen – sind eine maximale Netzabdeckung, volle Funktionsfähigkeit sowie Schnelligkeit und Komfort am relevantesten. Auch Cross-Selling-Potenziale sieht Woschitz: „Das Laden wird zunehmend in ein Gesamtkonzept eingebettet – vom Einkauf bis zum Kaffee.“
Massentauglichkeit als Maßstab
Laut einer internationalen Studie der Global EV Alliance wollen 88 Prozent der Befragten mit Bankomat- oder Kreditkarte zahlen können. Christian Peter, Director des ElektroMobilitätsClub Österreich, betont: „E-Mobilität funktioniert dann, wenn auch eine 80-jährige Mitbürgerin spontan laden kann. Es braucht ein Zahlungsmittel, das überall funktioniert.“ Mit Blick auf den raschen Hochlauf der E-Mobilität in Österreich (+44,5 Prozent Zuwachs bei den E-PKW-Neuzulassungen, +30,7 Prozent im E-PKW-Bestand – jeweils im Jahresvergleich) richtet sich E-Mobilität längst nicht mehr nur an Enthusiast:innen und Early Adopters. Dass Bezahlen mit Kredit- oder Bankomatkarte zum Standard gehört, ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
Der nächste wichtige Schritt ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur im ländlichen Raum. Im SMATRICS EnBW Netz liegt der Abstand zwischen den Ladepunkten derzeit bei rund 30 Kilometern. Das von der Regierung vorgegebene Ziel liegt bei 10 Kilometern – und ist laut den Experten durchaus realistisch. Zudem könnte es verhindern, dass sich regionale Monopole bilden. Denn schließlich ist auch der Ladepreis wichtig, so Peter. „In der eigenen Region sind die Menschen in der Regel besser informiert, wo es eine günstige Lademöglichkeit gibt. Diese Kenntnis hat man bei Langstrecken meist nicht und ist auf eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen und Schnellstraßen sowie faire Preise angewiesen.“
B2B und Flotten setzen auf Verlässlichkeit
Während für Endkund:innen vor allem Fairness und Bedienkomfort zählen, stehen für Unternehmen Effizienz und Verlässlichkeit im Vordergrund, erklärt Helmut-Klaus Schimany, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands eMobility Austria. „Gerade im B2B-Bereich – von Dienstwagen bis zu Nutzfahrzeugen – sind klare, garantierte Leistungen und kalkulierbare Abrechnungsmodelle entscheidend. Tankkarten gibt es international seit über 40 Jahren, und diese Tankkarten nehmen jetzt auch das Ladegeschäft mit.“ Professionelle Monatsabrechnungen, ein kalkulierbarer Preis, international attraktive Roaming-Verträge und die Nutzbarkeit für die Reisekostenabrechnung seien für Fuhrparkmanager zentrale Faktoren. „Direct Payment ist eine sinnvolle Ergänzung für ganz konkrete Einsatzbereiche.“
Die Anforderungen an Betreiber wachsen ebenfalls, denn der Anspruch an ein verlässliches Ladenetz ist bei Flotten und E-LKW wesentlich höher. Schimany erwartet allerdings noch mehr Bewegung – Stichwort bidirektionales Laden, Speicher oder Gigawatt-Charging. „Wenn wir allein auf die Dynamik der letzten 36 Monate in der E-Mobilität zurückblicken, können wir von großen Veränderungen ausgehen, die wir bei der Verbrennungstechnologie in diesem Tempo nie hatten.“